Musik und Musiker im Schwarzwald

Schon lange vor der Reformation wurde im Schwarzwald mit Geigen, Maultrommeln und dem Dudelsack musiziert. Im 19. Jahrhundert wurden diese Instrumente von der Klarinette und später von Trompete, Tenorhorn und Tuba verdrängt. Es wird berichtet, dass im Gebiet von Hausach bis Villingen und vom Kniebis bis zum Hochfirst die gleichen Tänze getanzt und einstudiert wurden (1).

Das Musizieren war nicht immer ganz ungefährlich, so wurde während dem 30 jährigen Krieg am 3. Februar 1638 folgende Begebenheit von Abt Georg II Gaiser im Kloster St. Georgen festgehalten:
Benedikt Haas, der (Langen)Schiltacher Vogt bringt die traurige Nachricht von meinem Untertan Joh. Schultheis, der gestern von einem Soldaten des Pappenheimer Regiments getötet wurde.
Den bedauernswerten Menschen hatten einige zusammen zechende Soldaten herbestellt. Er verstand sich nämlich auf Bauernmusik (music rusticae). Nachdem nun der Tag mit Saufen hingebracht war, wollte der eine der Soldaten in seine Wohnung zurück und hieß Schultheis ihn zu begleiten. Als dieser ihn nicht recht willfährig für seinen Wunsch fand, ging er ihm mit Schwertstichen zu Leibe,... an denen der Musiker dann verschied.
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Fünfzig Jahre später wurden vom St. Georgener Jahrgericht drei junge Männer aus Mönchweiler bestraft, weil sie 1689 bei einer Hochzeit ohne Erlaubnis tanzten. Sie wurden zuerst vom Pfarrer verwarnt, baten aber dann den Sackpfeifer noch drei gute feine Tänze aufzumachen, was für eine Verurteilung reichte.

1718 wurden 8 Mädchen und 3 Buben angezeigt, weil sie in Mönchweiler bei Nacht in einer Kunkelstube nach Wälder-Tanzart getanzt hätten.

1763 wurde eine Frau aus Mönchweiler bestraft, weil sie es erlaubte, daß Mädchen und Buben bei ihr zum Spiel einer Maultrommel tanzten. (3)

Eine Tanzszene nach einer Lithographie von Fritz Reiss

Bild: Barnabas Hermann (5)

Die zuvor geschilderten Begebenheiten waren sicherlich Ausnahmen. Pfarrer Martini berichtete, das am 13. August 1750 bei einer Hochzeit von "oben rab getanzt " wurde. Allerdings waren Tanzveranstaltungen in der "geschlossenen Zeit ", von Advent bis Dreikönig und vom Aschermittwoch bis zum Sonntag nach Ostern, weiterhin verboten.

Bei der Jahrgerichtsverhandlung von 1783 in St. Georgen wurde ein Johannes Wößner zur Zahlung von 1 Gulden und 12 Kreuzer verurteilt, weil er es duldete, dass ohne oberamntliche Erlaubnis bei ihm am Ostermontag getanzt wurde.

Die Peterzeller Wirte Georg Fleig und Jakob Lehmann mussten 1782 jeweils 3 Gulden und 15 Kreuzer Strafe bezahlen, weil sie in der geschlossenen Zeit einen Tanz abgehalten hatten, während die St. Georgener Spielleute Michel Bösinger und Michel Rosenfelder jeweils 1 Gulden und 12 Kreuzer für ihr verbotenes Musizieren bezahlen mußten.

Diese Beispiele zeigen, dass überall im Schwarzwald musiziert wurde. Hoch oben auf der Martinskapelle spielte z. B. die Hausmusik der "Kappeldiesle". Alle diese Spielleute waren unterhaltende und belibte Menschen, die man im ganzen Umkreis kannte. (4) Sie pflegten die altüberlieferten Oberabtränze, erreichten aber nicht die Popularität der Tennenbronner Elias- oder Bäßlemusik, die von 1860 bis 1910 bei keiner rechten Bauernhochzeit in der Gegend fehlen durfte. Um 1880 bestand diese aus zwei Geigern (Karl Staiger und Barnabas Hermann) und zwei Klarinettisten. Später wurden die Geigen durch Blechblasinstrumente ersetzt. Die Vorfahren der Familie Staiger wiederum spielten schon den Bergknappen in Tennenbronn, im Sulzbächle und am Schlangenbrunnen auf. (1)

Die Tradition dieser originellen Musik setzte dann der 1927 von David Weisser gegründete Musikverein Langenschiltach fort, der die alten Melodien unverfälscht übernahm und sie in die heutige Zeit herübergerettet hat. (3)

Bild: Einladung zum Tanz am Fasnachtsdienstag. Es spiel der Elias aus Tennenbronn (6)

Quellen:

1) Chronik Kopp, 1939
2) Eduard Christian Martini: Geschichte ds Klosters und der Pfarrei St. Georgen
3) Wolfdieter Gramlich: St. Georgener Heimatbuch
4) Erich Stockburger: St. Georgen Chronik des Klosters und der Stadt
5) D'Kräz Nr. 29: Beiträge zur Geschichte der Stadt und der Raumschaft Schramberg
6) Brigachbote 1910

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