Aus: Schwarzwälder Bote vom 28. 04. 2011 von Christoph Ziechaus

Zwei Konfessionen und zweierlei Maß

Zwei politische Gemeinden, zwei Herrschaftsbereiche, zwei Konfessionen: In Tennenbronn wurde vor 100 Jahren auch mit zweierlei Maß gemessen. Der Spaziergang mit dem gut informierten Schwarzwaldguide Martin Grießhaber führte von "Katholisch Tennenbronn" in den evangelischen Teil und wieder zurück zum Heimathaus, vorbei an einigen markanten Punkten in den ehemals getrennten Gemeinden. Die Grenze verlief entlang der Treppe hinauf zum Wiesenbauernhof am Bergacker, gleich hinter der katholischen Kirche.

Der Weg der großen Besuchergruppe führte nach rechts in den evangelischen Ort mit dem Stabswirtshaus Löwen, in dem Amtsgeschäfte erledigt wurden und auch geheiratet wurde. Aber schon der Dorfbrunnen vor dem Gasthof Adler versorgte genossenschaftlich die Bürger beider Konfessionen fast 100 Jahre lang bis 1928 mit Wasser. Die erste urkundliche Erwähnung des Ortes von 1179 verwies auf die heutige evangelische Kirche mit dem ältesten Platz, dem Allmendplatz. Beim großen Dorfbrand 1901 brannten alle Häuser in diesem Bereich ab, bis hinauf zum Laden vor dem Löwen.

Vermutlich war das verheerende Feuer von der Schmiede des Schmiedbartle ausgegangen, dessen elf Kinder sich später fast ebenso schnell als Handwerker und Wirte im Dorf verbreiteten. Am Eiskeller und dem ehemaligen Freibad vorbei ging es noch den Waldweg hinauf zum Erzknappenloch, einer ehemaligen Silbermine. An der Brücke unterhalb vom Dorfweiher überschritten die Besucher wieder die Grenze nach Katholisch Tennenbronn. Im Heimathaus stärkte Kuchen, dessen Schoko-Marmorierung genauso unregelmäßig verlief, wie die Grenzen zwischen den Höfen.

Mit Oberab-Tänzen unterhielt die Familie Grießhaber, denn Hausmusik erklang schon 1490 in der "Alten Post" in Langenschiltach und getanzt wurde dazu wohl auch. Ab 1642 wurde das Tanzen nämlich wieder von Oberab erlaubt und hat sich mit der Bäsle-Musik bis zu den Rouletts in unsere Tage erhalten. Mit einer Führung durch das Heimathaus klang ein unterhaltsamer und informativer Nachmittag im vereinten Tennenbronn aus.

Hier wird in Metern gemessen, denn die württembergische Elle mit 61 Zentimetern und die 18 Zentimeter längere österreichische stehen im Kuriosenkabinett im Heimathaus und werden nicht mehr angelegt.

Text: Christoph Ziechaus

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Bilder: Grießhaber

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