Aus: Südkurier vom 05. 01. 2011 von Frau Bölkenkamp

Zu Fuß durch die Geschichte

Tennenbronn – Dass Napoleon, der machtsüchtige Franzose, Anfang des 19. Jahrhunderts Europa aufgemischt hat, ist bekannt.

Weniger bekannt ist, dass damals auch Tennenbronn aus allen Fugen geriet. Hatten doch zuvor die 250 000 Hektar Land zum Teil zum Kloster St. Georgen und zum Teil zur Herrschaft Falkenstein-Ramstein gehört.

Erst sei 1922 ist Tennenbronn eine zusammenhängende Gemeinde, seit 2006 Ortsteil von Schramberg. Im Zick-Zack verliefen einst die Grenzen zwischen den Religionszugehörigkeiten. Dank Napoleon kam der Schramberger Teil als politische Gemeinde und katholisch nach Württemberg, der Rest blieb evangelisch.

Diese und andere Episoden hörten ein gutes Dutzend interessierter Menschen am Neujahrstag von Martin Grießhaber, Schwarzwald-Guide in seinem Heimatort Tennenbronn. „Das ist heute meine erste Tour“, sagt Grießhaber und bittet um Nachsicht.

Die hat er aber gar nicht nötig. Souverän führt er die Gruppe von der katholischen Kirche, die einst aus Sandstein war, am Löwen vorbei, zur ehemaligen Staatswirtschaft, wo Evangelisch-Tennenbronn und Katholisch-Tennenbronn je eine Ratsstube hatten. Weiter geht es zum Adler und somit zum ältesten Teil der Gemeinde. Der fiel samt der evangelischen Kirche 1901 einem in der Schmiede ausgebrochenen Feuer zum Opfer. Zum Stichwort „Schmied-Bartl“, schmunzeln einige, dieses Tennenbronner Original haben sie entweder noch gekannt oder die Lebenswege seiner elf Kinder teilweise miterlebt.

Auch Schneestapfen ist am Neujahrstag angesagt, denn Grießhaber führt seine Gruppe zur „großen Grub“, einst Festplatz der Gemeinde und um 1500 Eingang zum Erzabbau. Noch ein Blick vom Waldesrand auf Tennenbronn, dann dürfen sich die Teilnehmer im „Heimathaus“ an der Hauptstraße aufwärmen.

Dort ist die ganze Familie Grießhaber tätig: Martin, Gerhild und Tochter Carina haben ihre Instrumente mitgebracht und die Tourengänger bekommen noch eine Lektion Tennenbronner Musik-Geschichte erteilt. Das klingt nicht nur schön mit zwei Akkordeons und einer Klarinette, das entführt auch in vergangene Zeiten, in der das Tanzen von der Obrigkeit wegen der verlotterten Sitten verboten war und dann von „Oberab“ wieder erlaubt.

Dazu wird bei Kaffee und Glühwein geplaudert. „Ich bin beeindruckt, was Menschen wie die Grießhaber-Familie, auch die Großeltern sind dabei, auf die Beine stellen“, sagt Gisela Czyrny aus St. Georgen. „In dieser Form haben wir Geschichte noch nie erlebt“, ergänzt Thomas Zehnder aus Schramberg.

Klar, dass Martin Grießhaber noch durch das „Heimathaus“ führt. „Ein schöner Jahresanfang“, finden die Gäste nach der Tour.

Text: Bölkenkamp

Zu den Bildern der Führung

Bilder: Grießhaber

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